Um den Forschenden adäquate FDM-Services bereitstellen zu können, ist eine Anforderungsanalyse durchzuführen, auf deren Basis dann ein FDM-Servicekatalog entwickelt wird. Als Raster für die Strukturierung des Katalogs und die systematische Prüfung, ob alle notwendigen FDM-Funktionen erfüllt werden, dient die FDM-Kompetenzmatrix. Denn an sich ist jede Kompetenzbeschreibung eine Anforderungsformulierung. Somit kann die Kompetenzmatrix auch als generischer Anforderungskatalog gelesen werden. Allerdings ist es notwendig, die fach‑, daten- oder methodenspezifischen Anforderungen, die in konkreten Forschungszusammenhängen an einer Einrichtung entstehen, zu spezifizieren. Mithilfe welcher FDM-Services die Anforderungen erfüllt werden, wird in einem FDM-Servicekatalog festgelegt, wobei ein FDM-Service auch so ausgestaltet sein kann, dass er mehrere Anforderungen bedient.
Um einen FDM-Service umfassend zu beschreiben, werden neben den generischen FDM-Anforderungen, wie sie in der Kompetenzmatrix beschrieben sind, weitere Kategorien benötigt. Diese zusätzlichen Kategorien erleichtern es Nutzer*innen des Servicekatalogs, die passenden FDM-Services zu finden und einzuschätzen, ob diese ihren spezifischen Bedarf decken: 1. Es ist notwendig zu dokumentieren, welche(n) Funktionsbereich(e) (Fachdisziplin(en), Datentyp(en), Methode(en)) der jeweilige Service adressiert. Hierbei wird die Kategorie „generisch“ verwendet, wenn es keine spezifische Zuordnung gibt. 2. Es muss eine verantwortliche Organisationseinheit für die Sicherstellung des FDM-Services angegeben werden. Zusätzlich wäre es sinnvoll anzugeben, wer ggf. in diesen Prozess mit einbezogen wird.1)Vgl. hierzu Abb. 13: Matrix zu den funktionalen Beziehungen zwischen FDM-Rollen und ‑Funktionen: v = ist verantwortlich, b = aktiv beteiligt, e = mit einbezogen, x = erhält Ergebnisse 3. Die Art(en) des Leistungsumfangs des FDM-Services werden beschrieben, um konkretere Aussagen darüber zu machen, ob es sich um Informationsmaterialien, Beratungs‑, Schulungs‑, Datenkurations‑, Hard- oder Softwareangebote handelt. Je nach Leistung können z. B. direkt die Links hinterlegt werden, unter denen weitere Informationen zu finden sind, bzw. andere sinnvolle Parameter. Eine „Sonstiges“‑Kategorie sollte vorgesehen werden für Leistungen, die durch die vorgenannten nicht abgedeckt sind. 4. Eine leicht verständliche Kurzbeschreibung des FDM-Services ist zu hinterlegen. 5. Ein Link für weitere Informationen oder den direkten Abruf des Services sowie die möglichen Kommunikationswege, um die Forschenden direkt an den entsprechenden Dienst weiterzuleiten, sollten hinzugefügt werden. 6. Es sollten Informationen über die Kosten, die bei der Nutzung des Service entstehen können, zur Verfügung gestellt werden. 7. Die Angabe von Stichworten, die Forschende sehr wahrscheinlich nutzen würden, um den passenden Dienst ausfindig zu machen, erleichtert die Auffindbarkeit.
Die Beschreibung eines FDM-Services kann sehr unterschiedlich ausfallen. So ist bspw. die Beschreibung des FDM-Services für die generische FDM-Beratung in der Planungsphase trivial im Vergleich zur Bereitstellung eines komplexen Softwaresystems, bei dem sich der Service aus unterschiedlichen Leistungen zusammensetzt. Um den Unterschied zu verdeutlichen, folgen zwei Beispiele von FDM-Service-Beschreibungen aus der Universität Trier.
FDM-Service-Beschreibungen
FDM-Beratung in der Planungsphase
Titel | FDM-Beratung in der Planungsphase |
FDM-Anforderung(en) (vgl. Kompetenzmatrix) | K 6; K 8, K 9, K 11 |
Funktionsbereich(e) | generisch |
verantwortliche Organisationseinheit | Servicezentrum eSciences |
beteiligte Organisationseinheiten | Forschungsreferat
ggf. Rechenzentrum, Bibliothek, Verwaltung, Trier Center for Digital Humanities u. a., ggf. externe Dienstleister*innen |
Beschreibung | Die Forschenden werden hinsichtlich aller FDM-relevanten Aspekte ihres Forschungsprojektes beraten und ggf. an entsprechende Spezialist*innen weitergeleitet. Sie erhalten Unterstützung bei der Erstellung eines Datenmanagementplans sowie bei der Formulierung der FDM-relevanten Textpassagen im Rahmen eines Antragsvorhabens. |
Informationsmaterial | − Webseite des Servicezentrums eSciences (https://esciences.uni-trier.de)
− öffentliche Zotero-Bibliographie des Servicezentrums eSciences (https://www.zotero.org/groups/477822) |
Beratung | persönliche Beratung per E‑Mail (esciences@uni-trier.de), Telefon (0651 201 3322 / 3309) oder im Gespräch nach Terminvereinbarung |
Schulung | − Informationsveranstaltung (2‑stündig) und Seminar (6‑stündig): „Einführung in das Forschungsdatenmanagement“
− Seminar (6‑stündig): „Wie schreibe ich einen Forschungsdatenmanagementplan?“ |
Software | RDMO: Software für die Erstellung und Pflege von Datenmanagementplänen (https://rdmo.uni-trier.de) |
Kosten | − Basisleistungen sind für Angehörige der Universität Trier kostenfrei
− Externe Forschungseinrichtungen erhalten auf Anfrage ein schriftliches Kostenangebot |
Stichwort(e) | Forschungsdatenmanagement; Umgang mit Forschungsdaten; Langzeitarchivierung; FAIR-Prinzipien; Open Science; Datenmanagementplan; Antragstellung |
Virtuelle Forschungsumgebung „FuD“
Titel | Virtuelle Forschungsumgebung „FuD“ für die Geistes- und Sozialwissenschaften |
FDM-Anforderung(en) (vgl. Kompetenzmatrix) | K*4; K 6; K 8; K 9, K 11;K 13; K 15; K 16; K 17; K 18; K 21; K 22; K 24; K 25; K 26; K 28; K 29; K 31; K 32; K 34; K 35; K 36; K 38; K 39; K 41; K 42 |
Funktionsbereich(e) | Geisteswissenschaften; Sozialwissenschaften; qualitative Methoden; Textdaten; Bilddaten; Prosopographie; Netzwerkanalyse; historische Geographie; historische Kartographie; digitale Publikation; Druckpublikation |
verantwortliche Organisationseinheit | Servicezentrum eSciences |
beteiligte Organisationseinheiten | Trier Center for Digital Humanities, Forschungszentrum Europa, ZIMK u. a., ggf. weitere externe Dienstleister*innen |
Beschreibung | Die virtuelle Forschungsumgebung FuD ist für die Unterstützung des gesamten geistes- oder sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesses konzipiert, insbesondere für die Umsetzung von qualitativen Methoden. Sie bietet Funktionalitäten für die Bereitstellung von Dokumentsammlungen, für die Analyse von Text- und Bilddaten, für die Erstellung von Print- und Online-Editionen und für vieles andere mehr, was für die IT-gestützte Forschung notwendig ist. FuD kann für die unterschiedlichsten Forschungsprojekte eingesetzt werden. Es ist interdisziplinär, unterstützt die räumlich getrennte Forschungsarbeit und kann flexibel an die projektspezifischen Forschungsdaten, Methoden und Workflows angepasst werden. Das FuD-Team bietet seine forschungsbegleitende Unterstützung von der Planung bis zur Archivierung sowohl für Projekte der Universität Trier als auch für externe Forschungseinrichtungen an. |
Informationsmaterial | − Webseite (https://fud.uni-trier.de)
− FuD-Leistungskatalog (https://fud.uni-trier.de/download/fud-leistungsbeschreibung/) − FuD-Nutzerhandbuch (https://fud.uni-trier.de/docs/handbuch/) − FuD-FAQ (https://fud.uni-trier.de/community/faq-haeufig-gestellte-fragen/) |
Beratung | persönliche Beratung per E‑Mail (fud@uni-trier.de), Telefon (0651 201 3322 / 3309) oder im Gespräch nach Terminvereinbarung |
Schulung | − FuD-Einführungsworkshop (8‑stündig)
− Projektspezifischer Workshop zur Systemeinführung (8‑stündig) − Informationsveranstaltung (1‑stündig) „Forschungsdatenmanagement mit FuD“ |
Datenkuration | − Datenaufbereitung für den Import nach FuD
− Datenkonvertierung aus FuD für Datenübergabe an andere Systeme |
Software | FuD; Zotero; Online-Publikationsplattformen |
Hardware | Server für das Hosting des FuD-Systems administriert vom ZIMK |
Kosten | − Basisleistungen sind für Angehörige der Universität Trier kostenfrei
− Externe Forschungseinrichtungen erhalten auf Anfrage ein schriftliches Kostenangebot |
Stichwort(e) | Software; digitale Edition; Online-Publikation; Analysewerkzeuge; Digitalisierung; |
Für jeden FDM-Service sollte ein SOLL- und ein IST-Zustand definiert werden. Für die Bewertung wird auf die RISE-DE-Bewertungsskala von 0‑3 zurückgegriffen:
Stufe | Definition | Typische Anforderung |
0 | Keine (nennenswerte) Aktivität | Keine |
1 | Minimale Aktivität | Externe Anforderungen
Erhalt der Drittmittelfähigkeit |
2 | Engagierte Aktivität | Bedarf der Forschenden an der Einrichtung |
3 | Herausragende Aktivität | National oder international branchenführend |
Tabelle 1: Die Stufen der RISE-DE Bewertungsskala2)Hartmann / Jacob / Weiß 2019: 8, Tabelle 1.
Diese Skala ist als strategisches Instrument sinnvoll, um sich innerhalb einer Forschungseinrichtung darüber zu verständigen, welcher Aktivitätsgrad für eine FDM-Funktion bzw. einen FDM‑Service für einen bestimmten Funktionsbereich erreicht / gehalten werden soll. Wie die Leistung eines konkreten FDM-Service zu messen ist und wann der anvisierte Aktivitätsgrad erreicht ist, muss individuell anhand der Anforderungen im Rahmen der Implementierung des Services festgelegt werden. Hierfür können keine generalisierbaren Leistungskennzahlen für die verschiedenen FDM-Funktionen angegeben werden, weil sie von den institutionellen Rahmenbedingungen und den kontextspezifischen Anforderungen der Nutzenden abhängig sind.3)Vgl. Hartmann / Jacob / Weiß 2019: 8; LEARN / Labastida 2017: 1.
Durch diese Art der Beschreibung eines FDM-Service wird nicht nur die Art der erbrachten Leistung transparent dokumentiert, sondern insbesondere werden die Verantwortlichkeiten und Beteiligungen an der Erbringung dieses Service klar geregelt und kommuniziert. Es erfolgt also die eindeutige Zuordnung von FDM-Rollen, wie sie in der EPK des FDM-Referenzprozesses oben beschrieben ist.4)An der Universität Trier wird auf der hier skizzierten Basis ein Datenmodell entwickelt, um eine Datenbank für die Dokumentation der Services aufzusetzen. Die FDM-Services sollen in den Online-Servicekatalog des Rechenzentrums integriert werden.
Anmerkungen
↑1 | Vgl. hierzu Abb. 13: Matrix zu den funktionalen Beziehungen zwischen FDM-Rollen und ‑Funktionen: v = ist verantwortlich, b = aktiv beteiligt, e = mit einbezogen, x = erhält Ergebnisse |
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↑2 | Hartmann / Jacob / Weiß 2019: 8, Tabelle 1. |
↑3 | Vgl. Hartmann / Jacob / Weiß 2019: 8; LEARN / Labastida 2017: 1. |
↑4 | An der Universität Trier wird auf der hier skizzierten Basis ein Datenmodell entwickelt, um eine Datenbank für die Dokumentation der Services aufzusetzen. Die FDM-Services sollen in den Online-Servicekatalog des Rechenzentrums integriert werden. |