III. FDM-Referenzprozess

Auf der Basis des zuvor skiz­zier­ten ARIS-Kon­zep­tes wird nun ein FDM-Refe­renz­pro­zess model­liert, der die Aus­gangs­ba­sis für die Model­lie­rung einer Infor­ma­ti­ons­ar­chi­tek­tur bil­det, die den Forschen­den ein effek­ti­ves und effi­zi­en­tes FDM inner­halb des For­schungs­pro­zes­ses ermög­licht. Dabei erfolgt die Model­lie­rung eines ide­al­ty­pi­schen FDM-Pro­zes­ses anhand der übli­chen Pha­sen des Forschungs­prozesses und der ver­schie­de­nen Sich­ten des ARIS-Kon­zepts. Die Ent­wick­lung des Referenzpro­zesses macht es not­wen­dig, die Anwen­dung von ARIS auf ein höhe­res Abs­trak­ti­ons­ni­veau zu heben, um die größt­mög­li­che Pas­sung für alle For­schungs­ein­rich­tun­gen zu errei­chen. Auf die­se Wei­se ge­lingt es, einen FDM-Refe­renz­pro­zess zu ent­wi­ckeln, der den diver­sen Rah­men­be­din­gun­gen an Hoch­schu­len und außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen ent­spre­chend ange­passt wer­den kann. An den ent­spre­chen­den Stel­len in den nach­fol­gen­den Aus­füh­run­gen wird auf die Abwei­chungen vom ARIS-Kon­zept hingewiesen.

1. Funktionssicht des FDM-Referenzprozesses

Die Funk­ti­ons­sicht des ide­al­ty­pi­schen FDM-Pro­zes­ses dient dazu, den Gegen­stands­be­reich des Pro­zesses näher zu beschrei­ben. Dem­nach wer­den bei die­ser per­spek­ti­vi­schen Betrach­tung des FDM-Pro­zes­ses die­je­ni­gen Funk­tio­nen / Akti­vi­tä­ten / Pro­zes­se beschrie­ben, wel­che effi­zi­ent und hierar­chisch von einer For­schungs­ein­rich­tung aus­ge­führt wer­den müs­sen, um die wis­sen­schafts­po­li­tisch gefor­der­ten Zie­le einer ver­bes­ser­ten For­schungs­in­te­gri­tät und ‑öko­no­mie im For­schungs­pro­zess zu errei­chen. Dabei erge­ben sich die Funk­tio­nen aus den Pha­sen des For­schungs­pro­zes­ses, die sich wie­derum in Teil­ak­ti­vi­tä­ten / ‑pro­zes­se unter­glie­dern. Es ent­steht eine soge­nann­te Pro­zess­land­schaft, die die ein­zel­nen Pro­zes­se in hier­ar­chi­sche Bezie­hun­gen zuein­an­der setzt. So ist die Akti­vi­tät „For­schung“ auf der ers­ten Ebe­ne anzu­sie­deln, die Pha­sen des For­schungs­pro­zes­ses auf der zwei­ten, und die zuge­hö­ri­gen Teil­pro­zes­se, die in der jewei­li­gen For­schungs­pha­se durch­zu­füh­ren sind, bil­den die drit­te und vier­te Ebe­ne der FDM-Pro­zess­land­schaft im FDM-Refe­renz­pro­zess ab. In Abb. 3 FDM-Pro­zess­land­schaft sind die ers­ten drei Ebe­nen abge­bil­det. Die drit­te und vier­te Ebe­ne der Teil­pro­zes­se Daten­er­he­bung, ‑ana­ly­se und ‑aus­wer­tung sowie Publi­ka­ti­on und Archi­vie­rung fin­den sich in Abb. 5 und Abb. 6 . Nach­fol­gend wer­den ent­lang der Pha­sen des For­schungs­pro­zes­ses (Ebe­ne 2) die für ein opti­mier­tes FDM rele­van­ten Teil­pro­zes­se (Ebe­ne 3 und 4) dargestellt.

a) Planung: Konzeptualisierungsphase eines Forschungsvorhabens

Der FDM-Pro­zess star­tet idea­ler­wei­se mit der Kon­zep­tua­li­sie­rungs– / Pla­nungs­pha­se eines For­schungs­vor­ha­bens. Für die FDM-Pla­nung eines For­schungs­pro­jek­tes ist bei der Methodenaus­wahl die Ope­ra­tio­na­li­sie­rung des For­schungs­pro­zes­ses 1)Ope­ra­tio­na­li­sie­rung meint, dass beim Ein­satz digi­ta­ler Infra­struk­tu­ren zur Umset­zung eines metho­di­schen Ver­fah­rens die Ana­ly­se­schrit­te in logisch auf­ein­an­der­fol­gen­de Arbeits­schrit­te zer­legt wer­den müs­sen, um sie im Prin­zip maschinen­lesbar zu machen. Vgl. Lemai­re 2018: 242–244. zu berück­sich­ti­gen. Die Metho­den­aus­wahl und die Fra­ge­stel­lung haben Ein­fluss auf die Eru­ie­rung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen sowie die zu berück­sich­ti­gen­den FDM-Leit­li­ni­en und schluss­end­lich auf die not­wen­di­gen Per­so­nal- und Sach­res­sour­cen. Des Wei­te­ren haben die genann­ten Pro­zes­se auch Aus­wir­kun­gen auf den Pro­zess der Aus­wahl des För­der­rah­mens. Die hier genann­ten Teil­pro­zes­se lau­fen zeit­wei­se par­al­lel ab und kön­nen auch Ein­fluss auf­ein­an­der nehmen.

Bei der Ent­wick­lung eines neu­en For­schungs­kon­zep­tes bestehen die pri­mä­ren FDM-Funk­tio­nen2)Bei Schwi­ckert / Mül­ler / Boden­ben­der u. a. 2011: 17 wird in „Pri­mä­re Akti­vi­tä­ten“ und „Sekun­dä­re Akti­vi­tä­ten“ unter­teilt, wobei die pri­mä­ren „der eigent­li­chen Her­stel­lung von Pro­duk­ten“ die­nen und sekun­dä­re „eine unter­stüt­zen­de Funk­tion zur Leis­tungs­er­stel­lung“ haben. Eine ähn­li­che Auf­tei­lung nimmt auch Por­ter 2014: 67 & Abb. 2–2 vor. in der Metho­den­aus­wahl sowie der Aus­wahl und Fest­le­gung eines adäqua­ten För­der­rah­mens. Bei der Ope­ra­tio­na­li­sie­rung der For­schungs­fra­ge geht es dar­um, Daten­ver­ar­bei­tungs­pro­zes­se mit dem Ziel zu ent­wi­ckeln, dass theo­re­ti­sche Kon­zep­te und Hypo­the­sen durch die Fest­le­gung beob­acht­ba­rer Ergeb­nis­se mess­bar sind. Die Aus­wahl und Fest­le­gung eines adäqua­ten För­der­rah­mens ist hin­ge­gen bedeut­sam für eine effek­ti­ve und effi­zi­en­te Durch­füh­rung des For­schungs­vor­ha­bens. Denn nur, wenn aus­rei­chend Gel­der für Per­so­nal und rele­van­te Sach­mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen, kann ein For­schungs­vor­ha­ben erfolg­reich umge­setzt wer­den. Gleich­zei­tig wer­den inner­halb des Förder­rahmens Stra­te­gien ent­wi­ckelt, wie die Anfor­de­run­gen rele­van­ter FDM-Leit­li­ni­en erfüllt wer­den kön­nen, und es wird die Fra­ge geklärt, wel­chen ethi­schen und recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen das For­schungs­pro­jekt unter­liegt. Die Aus­füh­rung die­ser zwei pri­mä­ren Pro­zes­se ist ein essen­zi­el­ler Be­standteil eines digi­ta­len For­schungs­kon­zep­tes. Des­halb müs­sen die­se FDM-Funk­tio­nen durch eine For­schungs­ein­rich­tung gewähr­leis­tet sein, um einen Wett­be­werbs­vor­sprung erzie­len beziehungs­weise hal­ten zu können.

Abb. 3 FDM-Prozesslandschaft: Die Funktionssicht auf die 1. bis 3. Ebene des FDM-Prozesses.
Abb. 3 FDM-Pro­zess­land­schaft: Die Funk­ti­ons­sicht auf die 1. bis 3. Ebe­ne des FDM-Prozesses.

a) Datenerhebung, ‑analyse und ‑auswertung

Im Anschluss an die Pha­se der Kon­zep­tua­li­sie­rung eines For­schungs­pro­jek­tes fol­gen die Pha­sen der Daten­er­he­bung sowie der ‑ana­ly­se und ‑aus­wer­tung. Weil die durch­zu­füh­ren­den Akti­vi­tä­ten in der Daten­er­he­bung, ‑ana­ly­se und ‑aus­wer­tung sehr ähn­lich bzw. gleich sind, sind sie für den FDM-Refe­renz­pro­zess in einer Pha­se zusam­men­ge­führt worden.

Die in der Pro­zess­land­schaft dar­ge­stell­ten Teil­pro­zes­se der Ebe­nen drei und vier sind aus der Data-Liter­acy-Defi­ni­ti­on von Rids­da­le u. a. über­nom­men wor­den. Rids­da­le u. a. ver­ste­hen Data Liter­acy als Fähig­keit, Daten kri­tisch zu sam­meln, zu ver­wal­ten, zu eva­lu­ie­ren und anzu­wen­den.3)„Data liter­acy is the abili­ty to coll­ect, mana­ge, eva­lua­te, and app­ly data, in a cri­ti­cal man­ner.“ Rids­da­le / Rothwell / Smit u. a. 2015: 3. Die­se vier Teil­pro­zes­se sind die Kern­pro­zes­se der For­schungs­ar­beit in der Pha­se der Daten­er­he­bung, ‑ana­ly­se und ‑aus­wer­tung. Sie wer­den von Rids­da­le u. a. durch kon­zep­tio­nel­le Kom­pe­ten­zen, Kernkompe­tenzen und fort­ge­schrit­te­ne Kom­pe­ten­zen beschrie­ben, die sich zusam­men­set­zen aus Fähig­kei­ten, Kennt­nis­sen und zu erwar­ten­den Auf­ga­ben.4) Vgl. Rids­da­le / Rothwell u. a. 2015: 3. Die dort beschrie­be­nen Akti­vi­tä­ten bil­den die Pro­zesslandschaft die­ser Pha­se sehr gut ab. Die deut­sche Über­set­zung des Texts von Rids­da­le u. a. ist von Heid­rich u. a. in der Publi­ka­ti­on „Struk­tu­ren und Kol­la­bo­ra­ti­ons­for­men zur Ver­mitt­lung von Data-Liter­acy-Kom­pe­ten­zen“5) Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018. vor­ge­nom­men wor­den. Aus die­ser Publi­ka­ti­on wur­den die Begriff­lichkeiten für den FDM-Refe­renz­pro­zess übernommen.

Die drit­te Ebe­ne die­ser Pha­se unter­teilt sich in die Teil­pro­zes­se Daten­samm­lung, Datenmanage­ment, Daten­eva­lua­ti­on und Daten­an­wen­dung. Auch hier kann kei­ne kla­re Hier­ar­chie fest­ge­legt wer­den, weil sich die Teil­pro­zes­se gegen­sei­tig beein­flus­sen. Des­halb soll der nach­fol­gen­den Reihen­folge der Nen­nung kei­ne Rele­vanz bei­gemes­sen wer­den: Zum Pro­zess der Daten­samm­lung gehört, bereits bestehen­de Daten­samm­lun­gen aus­fin­dig zu machen und die für das For­schungs­vor­ha­ben ge­eigneten aus­zu­wäh­len. Dabei ist es beson­ders wich­tig, die Qua­li­tät der bereit­ge­stell­ten Daten zu eva­luieren und die Quel­len kri­tisch zu bewer­ten.6) Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 15. Der Teil­pro­zess Daten­ma­nage­ment setzt sich aus sechs Akti­vi­tä­ten zusam­men: Daten­or­ga­ni­sa­ti­on, Daten­ma­ni­pu­la­ti­on für die Berei­ni­gung, Daten­konvertierung für For­mat­mi­gra­tio­nen, Meta­da­ten­er­zeu­gung und ‑ver­wen­dung zur Beschrei­bung der Daten­sät­ze, Daten­hei­lung, ‑sicher­heit und ‑wie­der­ver­wen­dung sowie Daten­auf­be­wah­rung.7)Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 16. Die Daten­eva­lua­ti­on umfasst die Nut­zung von Daten­werk­zeu­gen, die Durch­füh­rung von Daten­analysen und ‑inter­pre­ta­ti­on, die Nut­zung von Daten zur Iden­ti­fi­zie­rung von Pro­ble­men, die Daten­vi­sua­li­sie­rung und ‑prä­sen­ta­ti­on sowie die daten­ge­trie­be­ne Ent­schei­dungs­fin­dung.8)Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 16–17.

Abb. 4: FDM-Prozesslandschaft 3. und 4. Ebene der Datenerhebung, -analyse und -auswertung.
Abb. 4: FDM-Pro­zess­land­schaft 3. und 4. Ebe­ne der Daten­er­he­bung, ‑ana­ly­se und ‑aus­wer­tung.

 

Im Teil­pro­zess Daten­an­wen­dung geht es grund­sätz­lich um den kri­ti­schen Umgang mit Daten, die Berück­sich­ti­gung ethi­scher und recht­li­cher Aspek­te im Umgang mit Daten (hier­zu zählt auch die Zita­ti­on nach­ge­nutz­ter Daten), die Bereit­stel­lung von Daten zur Nach­nut­zung sowie die Beur­tei­lung von Ent­schei­dun­gen, die auf Grund­la­ge einer Daten­ba­sis erfolgt sind.9)Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 17.

Weil es sich bei die­ser Pha­se um das Kern­ge­schäft der For­schung han­delt, wer­den die­se Pro­zes­se als pri­mä­re Akti­vi­tä­ten defi­niert. Die­se Pro­zes­se wer­den als so fun­da­men­tal ein­ge­stuft, dass sie zwin­gend von der For­schungs­ein­rich­tung selbst geleis­tet wer­den müs­sen, um die Inte­gri­tät der For­schungsleistung zu gewähr­leis­ten. Auch wenn selbst­ver­ständ­lich die Ver­ant­wor­tung für das FDM bei den For­schen­den liegt, so muss jede For­schungs­ein­rich­tung für adäqua­te Unterstützungs­angebote sorgen.

a) Publikation und Archivierung

In den letz­ten bei­den Pha­sen des For­schungs­pro­zes­ses, näm­lich der Publi­ka­ti­ons- und der Archivie­rungsphase, wer­den die For­schungs­er­geb­nis­se ver­öf­fent­licht sowie die For­schungs­da­ten archi­viert und gege­be­nen­falls zur Nach­nut­zung bereit­ge­stellt.10)Sie­he Abb. 5 & Abb. 6.

 Abb. 5 FDM-Prozesslandschaft 3. und 4. Ebene des Publikationsprozesses.
Abb. 5 FDM-Pro­zess­land­schaft 3. und 4. Ebe­ne des Publikationsprozesses.

 

Die pri­mä­ren FDM-bezo­ge­nen Funk­tio­nen bestehen in der Aus­wahl von Publi­ka­ti­ons­or­ga­nen und eines geeig­ne­ten Daten­ar­chivs für die Archi­vie­rung oder Bereit­stel­lung der For­schungs­da­ten. Hier­für müs­sen die Nut­zungs- und Ver­trags­be­din­gun­gen der Betrei­ber­ein­rich­tung geprüft und gegebe­nenfalls finan­zi­el­le Mit­tel bereit­ge­stellt wer­den. Je nach Ver­trags­be­din­gun­gen für die Publi­ka­ti­on der For­schungs­er­geb­nis­se kann es sein, dass ein bestimm­tes Daten­ar­chiv vor­ge­schrie­ben wird bzw. die Bereit­stel­lung der zugrun­de­lie­gen­den For­schungs­da­ten gefor­dert ist. Im nächs­ten Schritt müs­sen die Daten für die Über­ga­be an das Publi­ka­ti­ons­or­gan / Daten­ar­chiv vor­be­rei­tet wer­den. Zum einen müs­sen die Daten selbst gege­be­nen­falls in das Ziel­for­mat über­führt und zum ande­ren die Meta­da­ten zur Publi­ka­ti­on / zum Daten­satz erzeugt wer­den. Am Ende der bei­den Pro­zes­se steht jeweils die Daten­über­ga­be und gege­be­nen­falls ein Vertragsabschluss.

Abb. 6 FDM-Prozesslandschaft 3. und 4. Ebene des Archivierungsprozesses.
Abb. 6 FDM-Pro­zess­land­schaft 3. und 4. Ebe­ne des Archivierungsprozesses.

 

Da die übli­che ARIS-Dar­stel­lung bei der Pro­zess­land­schaft von einer strik­ten Hier­ar­chie aus­geht, dies jedoch mit dem FDM-Pro­zess nicht strikt ver­ein­bar ist – wie in den vor­he­ri­gen Abschnit­ten aus­ge­führt — zeigt die nach­fol­gen­de Abbil­dung 7–9 11)Da in der online-Publi­ka­ti­on die Dar­stel­lung grö­ße­rer Abbil­dun­gen sind begrenzt sind, wer­den hier die Abbil­dun­gen 7–9 aus der Publi­ka­ti­on in einer dar­ge­stellt die par­al­lel ablau­fen­den und sich wech­sel­sei­tig beein­flus­sen­den Teil­pro­zes­se in ihren jewei­li­gen Forschungsphasen.

 Abb. 7-9 FDM-Prozesslandschaft als Verlaufsgrafik
Abb. 7–9 FDM-Pro­zess­land­schaft als Verlaufsgrafik

 

2. Organisationssicht des FDM-Referenzprozesses

Die Orga­ni­sa­ti­ons­sicht beschreibt die Auf­bau­or­ga­ni­sa­ti­on einer Ein­rich­tung und wird in Form eines Orga­ni­gramms dar­ge­stellt. Sie lie­fert eine dezi­dier­te Über­sicht über Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten sowie ihrer Bezie­hun­gen und Struk­tu­ren zuein­an­der. Somit lie­fert die Orga­ni­sa­ti­ons­sicht einen genau­en Über­blick über die „Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Wei­sungs­be­zie­hun­gen“12)Scheer 1998: 52.

zwi­schen den ver­schie­de­nen am FDM-Pro­zess betei­lig­ten Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten, denn eine Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit oder eine Stel­le in einer Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit ist der Trä­ger einer Funk­ti­on. D. h., dass es nach ARIS immer genau eine ver­ant­wort­li­che Stel­le zur Erfül­lung einer Funk­ti­on gibt. Die Orga­ni­sa­ti­ons­sicht be­schreibt aber nicht nur die Struk­tu­rie­rung mensch­li­cher, son­dern auch sach­li­cher Res­sour­cen. Somit kön­nen auch maschi­nel­le Arbeits­leis­tun­gen in Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten wie zum Bei­spiel Speicherin­frastruktur und Soft­ware­sys­te­me erfasst wer­den.13)Vgl. Schwi­ckert / Mül­ler / Boden­ben­der u. a. 2011: 38–40; Scheer 2002: 36; 51.

Für die Anwen­dung des ARIS-Kon­zepts auf den FDM-Refe­renz­pro­zess wer­den nun FDM-Rol­len, die für die ent­spre­chen­den FDM-Funk­tio­nen ver­ant­wort­lich sind, benannt und die­se in einem Or­ganigramm zuein­an­der in Bezie­hung gesetzt. Wer in einer kon­kre­ten For­schungs­ein­rich­tung wel­che FDM-Rol­le in wel­chem Kon­text über­nimmt, ist abhän­gig von der Kom­pe­tenz­ver­tei­lung in der jewei­li­gen For­schungs­ein­rich­tung.14)Sie­he hier­zu das Kapi­tel „FDM-Rol­len und ihre Kom­pe­tenz­be­rei­che“. Das Orga­ni­gramm des FDM-Rol­len­mo­dells in Abb. 10 steigt mit der Rol­le der stra­te­gi­schen Steue­rung des gesam­ten FDM-Pro­zes­ses ein. Die stra­te­gi­sche Steue­rung dürf­te in der Regel die Lei­tung der For­schungs­ein­rich­tung ver­ant­wor­ten. Ihr obliegt es, die zen­tra­len Ver­ant­wort­lich­kei­ten für die Erfül­lung der FDM-Funk­tio­nen fest­zu­le­gen und die da­für not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen (Per­so­nal- und Sach­res­sour­cen) bereit­zu­stel­len bzw. zu gewäh­ren. Es geht hier ins­be­son­de­re um das „vor­aus­schau­en­de und steue­rungs­ori­en­tier­te Han­deln der Organi­sation im Hin­blick auf FDM.“15)Hart­mann / Jacob / Weiß 2019: 11.

Auf der zwei­ten Ebe­ne befin­den sich die For­schen­den und die FDM-Steue­rungs­ein­heit. Weil es beim FDM in ers­ter Linie um eine adäqua­te Unter­stüt­zung des For­schungs­pro­zes­ses geht, sind die An­forderungen der For­schen­den der Maß­stab bei der Gestal­tung der FDM-Infra­struk­tu­ren und ‑Ser­vices. Auf der glei­chen Ebe­ne ist die FDM-Steue­rungs­ein­heit ange­sie­delt, die für das Anfor­derungsmanagement, die Eva­lua­ti­on des FDM-Pro­zes­ses und der FDM‑Services sowie deren Steu­erung ver­ant­wort­lich ist und dabei in engem Kon­takt zu den For­schen­den steht.

Auf der drit­ten und letz­ten Ebe­ne sind die­je­ni­gen FDM-Rol­len ange­sie­delt, die für die Umset­zung der ein­zel­nen FDM-Teil­pro­zes­se in Form von Bereit­stel­lung der FDM-Ser­vices- und ‑Infra­struk­tu­ren ver­ant­wort­lich sind. Hier wur­den in Abhän­gig­keit zu den zuvor defi­nier­ten FDM-Teil­pro­zes­sen und den dafür not­wen­di­gen Kom­pe­tenz­pro­fi­len16)Sie­he hier­zu das Kapi­tel „FDM-Rol­len und ihre Kom­pe­tenz­be­rei­che“, in dem die für den jewei­li­gen Teil­pro­zess und die zuge­hö­ri­ge FDM-Rol­le die dafür not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen beschrie­ben sind. fol­gen­de FDM-Rol­len defi­niert:17)Die hier ver­wen­de­te Rei­hen­fol­ge macht kei­ne Aus­sa­ge über die Wer­tig­keit der jewei­li­gen FDM-Rol­le. Meh­re­re sinn­volle Rei­hun­gen sind denk­bar.

  • Daten­ku­ra­ti­on für den adäqua­ten Umgang mit digi­ta­len Daten hin­sicht­lich Siche­rung, Auf­bereitung, Wei­ter­ver­ar­bei­tung und Dokumentation,
  • For­schungs­ma­nage­ment für die Unter­stüt­zung von For­schungs- und Dritt­mit­tel­pro­jek­ten, For­schungs- und Wis­sens­trans­fer sowie des wis­sen­schaft­li­chen Nachwuchses,
  • Rechts­be­ra­tung für die recht­li­che Ein­ord­nung und Bewer­tung von Leit­li­ni­en, Geset­zen (z. B. Urhe­ber- und Per­sön­lich­keits­rech­ten und Nut­zungs­be­din­gun­gen, All­ge­mei­ne Geschäftsbe­dingungen, Ser­vice Level Agree­ments, Lizen­zen von Infra­struk­tu­ren und Software,
  • Metho­den­be­ra­tung für die Unter­stüt­zung bei der Metho­den­aus­wahl und deren Umset­zung im Forschungsprozess,
  • Publi­ka­ti­ons­dienst für die Publi­ka­ti­on von Forschungsdaten,

und der

  • Archi­vie­rungs­dienst für die Unter­stüt­zung der Archi­vie­rung von Forschungsdaten.
Abb. 10 Organisationssicht der FDM-Rollen
Abb. 10 Orga­ni­sa­ti­ons­sicht der FDM-Rollen

 

Dar­über hin­aus gibt es drei wei­te­re FDM-Rol­len auf der drit­ten Ebe­ne, die in enger Bezie­hung zu den ande­ren FDM-Rol­len die­ser Ebe­ne ste­hen (kön­nen) und effek­tiv mit ihnen zusam­men­wir­ken müs­sen. Dies ist zum einen das

  • Ver­trags­ma­nage­ment für die Unter­stüt­zung von Ver­trags­ab­schlüs­sen. Es kann bis auf das For­schungs­ma­nage­ment (das immer haus­in­tern sein soll­te) in diver­sen Kom­bi­na­tio­nen mit allen ande­ren FDM-Rol­len rele­vant wer­den. Z. B. für den Fall, dass der ent­spre­chen­de FDM-Ser­vice nicht im eige­nen Haus erbracht wird und ein exter­nes Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men beauf­tragt wird. Hier soll­te es eben­falls eine enge Koope­ra­ti­on mit der Rechtsbe­ratung geben, da die­se ggf. bereits die Prü­fung der recht­li­chen Aus­wir­kun­gen auf das For­schungsvorhaben und sei­ne Ergeb­nis­se vor­ge­nom­men hat.

Eng mit dem Ver­trags­ma­nage­ment ver­bun­den ist zum ande­ren das

  • Finanz­ma­nage­ment für die Bereit­stel­lung und Ver­wal­tung der finan­zi­el­len Res­sour­cen. Hier wer­den die not­wen­di­gen finan­zi­el­len Mit­tel gemäß den haus­halts­recht­li­chen Vor­ga­ben sowie der Frei­ga­be durch die stra­te­gi­sche Steue­rung ver­wal­tet und für die jewei­li­gen FDM-Ser­vice­er­brin­ger bereitgestellt.

Schluss­end­lich und eben­falls mit nahe­zu allen ande­ren FDM-Rol­len in Ver­bin­dung zu sehen ist der

  • Soft- und Hard­ware-Dienst zur Bereit­stel­lung der jeweils benö­tig­ten tech­ni­schen Infrastruktur.

Die FDM-Rol­len stra­te­gi­sche Steue­rung, FDM-Steue­rungs­ein­heit, For­schungs­ma­nage­ment, Ver­trags- und Finanz­ma­nage­ment soll­ten an einer For­schungs­ein­rich­tung mög­lichst nur in einer Organisations­einheit vor­zu­fin­den sein, da sie von zen­tra­ler Bedeu­tung sind. Alle ande­ren FDM-Rol­len kön­nen auf­grund ihrer fach- oder daten­spe­zi­fi­schen Aus­rich­tung in unter­schied­li­chen Organisationsein­heiten mehr­fach an einer Ein­rich­tung vor­kom­men, weil sie einen kon­kre­ten FDM-Ser­vice verant­worten. So ist bspw. die Bereit­stel­lung einer Lite­ra­tur­ver­wal­tungs­soft­ware direkt beim Rechen­zentrum ange­sie­delt, weil es sich hier um einen gene­ri­schen Ser­vice für alle For­schen­den han­delt, aber für die Bereit­stel­lung eines dis­zi­plin- oder daten­spe­zi­fi­schen Soft­ware­pro­dukts ist der ent­sprechende Fach­be­reich ver­ant­wort­lich, der für die Anwen­dung über die ent­spre­chen­den Kom­petenzen ver­fügt.18)Wie die­se kon­kre­te Aus­ge­stal­tung erfolgt, wird im Abschnitt „IST– / SOLL-Abgleich für das FDM-Ser­vice­port­fo­lio“ erläu­tert.

1. Steuerungssicht des FDM-Referenzprozesses

Die bis­he­ri­gen Dar­stel­lun­gen der Funk­ti­ons­sicht und der Orga­ni­sa­ti­ons­sicht ziel­ten vor­nehm­lich dar­auf ab, die Kom­ple­xi­tät der Model­lie­rung eines opti­mier­ten FDM-Pro­zes­ses zu redu­zie­ren, in­dem nur eine Per­spek­ti­ve des Pro­zes­ses in den Blick genom­men wird. Für die Imple­men­tie­rung der not­wen­di­gen FDM-Infra­struk­tu­ren und ‑Ser­vices bedarf es jedoch eines grund­le­gen­den Verständ­nisses über das Zusam­men­spiel von Funk­ti­on und Orga­ni­sa­ti­on. Die Ver­bin­dung ein­zel­ner Sich­ten erfolgt bei der ARIS-Pro­zess­mo­del­lie­rung über die Steue­rungs­sicht (auch Pro­zess­sicht genannt). Wur­den in der Orga­ni­sa­ti­ons- und Funk­ti­ons­sicht jeweils sta­ti­sche Zustän­de beschrie­ben, so erfolgt in der Steue­rungs­sicht die dyna­mi­sche Betrach­tung des FDM-Pro­zes­ses als voll­stän­di­ger Geschäfts­prozess. Dabei wer­den die struk­tu­rel­len Zusam­men­hän­ge der Ein­zel­sich­ten zusam­men­ge­führt und ihr dyna­mi­sches Zusam­men­wir­ken im Pro­zess­fluss beschrie­ben. Die­se Per­spek­ti­ve zeich­net sich durch die Model­lie­rung als ereig­nis­ge­steu­er­te Pro­zess­ket­te (EPK) aus, mit der der Infor­ma­ti­ons­fluss fest­ge­legt wird.19)Vgl. Scheer 2002: 36–37.

Für den FDM-Refe­renz­pro­zess wur­de eine EPK (sie­he Abb. 11) ent­wi­ckelt, die einen idealty­pischen, gene­ri­schen FDM-Pro­zess beschreibt, der wie­der­um den ent­spre­chen­den FDM-Funk­tio­nen ihre FDM-Rol­len zuweist. Dar­über wird deut­lich, wel­che FDM-Rol­len bei wel­chen Funk­tio­nen zusam­men­ar­bei­ten müs­sen. Des Wei­te­ren soll dar­über exem­pla­risch gezeigt wer­den, wie man die ARIS-Metho­de anwen­det, weil die­se sich gut dafür eig­net, sich Klar­heit über kon­kre­te Pro­zess­ab­läu­fe zu ver­schaf­fen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten zu defi­nie­ren. Daher ist sie ein nütz­li­ches Instru­ment für die Imple­men­tie­rung von FDM-Services.

Abb. 11 Ereignisgesteuerte Prozesskette des FDM-Referenzprozesses
Abb. 11 Ereig­nis­ge­steu­er­te Pro­zess­ket­te des FDM-Referenzprozesses

 

In Abb. 12 ist dar­ge­stellt, aus wel­chen Ele­men­ten eine EPK zusam­men­ge­stellt wird. Sie setzt sich zusam­men aus Ereig­nis­sen (oran­ge­far­be­nes Sechs­eck) und dar­auf­fol­gen­de Funk­tio­nen / Akti­vi­tä­ten (grü­nes Recht­eck). Jeder Akti­vi­tät wird eine aus­füh­ren­de Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit (gel­bes Recht­eck) zuge­ord­net. Da wir hier auf einer abs­trak­ten Ebe­ne einen idea­li­sier­ten Pro­zess beschrei­ben, ist es not­wen­dig, dass bei eini­gen Akti­vi­tä­ten mehr als eine aus­füh­ren­de Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit ange­ge­ben wird. In einem kon­kre­ten Anwen­dungs­fall muss ein Pro­zess soweit zer­glie­dert wer­den, dass es im­mer nur eine ver­ant­wort­li­che Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heit für eine Akti­vi­tät gibt. Die nach­fol­gen­den Akti­vitäten wer­den über UND- (graue Rau­te mit Plus­zei­chen) und ODER- (graue Rau­te mit X) Opera­toren mit­ein­an­der in Bezie­hung gesetzt. Über die­se Ope­ra­to­ren wird ange­ge­ben, ob es par­al­lel ab­laufende Akti­vi­tä­ten gibt oder ob je nach vor­her­ge­hen­dem Ereig­nis nur eine bestimm­te Akti­vi­tät fol­gen kann.

Abb. 12 Legende zur Ereignisprozesskette (EPK) des FDM-Referenzprozesses.
Abb. 12 Legen­de zur Ereig­nis­pro­zess­ket­te (EPK) des FDM-Referenzprozesses.

 

Durch die Dar­stel­lung des FDM-Pro­zes­ses und spä­ter der kon­kre­ten FDM‑Services als EPK wird die Trans­pa­renz erhöht, weil Ver­ant­wort­lich­kei­ten ein­deu­tig zuge­wie­sen und der Ablauf prä­zi­se beschrie­ben wird. Auf die­se Wei­se sind alle Betei­lig­ten stets dar­über infor­miert, wel­che Rol­le sie im Pro­zess ein­neh­men und wel­che Auf­ga­ben damit ver­bun­den sind. Dadurch soll­te es gelin­gen, effi­zientere Struk­tu­ren zu schaf­fen und Mehr­ar­beit zu verhindern.

Weil die FDM-Rol­le For­schen­de stets an allen Akti­vi­tä­ten im FDM-Pro­zess betei­ligt ist, wird sie je­weils nur expli­zit bei den FDM-Funk­tio­nen der 2. Pro­zess­ebe­ne (Pla­nung, Durch­füh­rung, Publika­tion und Archi­vie­rung) in der EPK ange­ge­ben. Die FDM-Rol­len stra­te­gi­sche Steue­rung und FDM-Steue­rung fin­den sich nicht in der EPK wie­der, weil sie über­ge­ord­ne­te Steue­rungs­funk­tio­nen wahr­nehmen, die nicht an der direk­ten Umset­zung des FDM-Pro­zes­ses betei­ligt sind. Auf die Dar­stel­lung der 4. Pro­zess­ebe­ne, wie sie in der Funk­ti­ons­sicht beschrie­ben ist, wird in der EPK-Model­lie­rung ver­zich­tet, um es über­sicht­li­cher zu hal­ten. Außer­dem ist deren Aus­ge­stal­tung hin­sicht­lich der Rei­hung und der benö­tig­ten Kom­pe­ten­zen pro­jekt­spe­zi­fisch,20)Sie­he hier­zu den Abschnitt „FDM-Rol­len und ihre Kom­pe­tenz­be­rei­che“ wes­halb sie für das hier ange­streb­te Abs­trak­ti­ons­ni­veau nicht ziel­füh­rend berück­sich­tigt wer­den kann. Auf­grund der Kom­ple­xi­tät des FDM-Pro­zes­ses und sei­ner pro­jekt­ab­hän­gi­gen Aus­ge­stal­tung ist es somit not­wen­dig, auf der 3. Pro­zessebene in Abhän­gig­keit von der FDM-Funk­ti­on mehr als eine FDM-Rol­le anzu­ge­ben, die an deren Erfül­lung betei­ligt ist. Um den­noch deut­lich zu machen, in wel­chem Akti­vi­täts­grad21)Sie­he hier­zu wei­ter unten in die­sem Abschnitt die Aus­füh­run­gen zu den Bezie­hungs­ty­pen. eine FDM-Rol­le an einer FDM-Funk­ti­on betei­ligt ist, sind die struk­tu­rel­len Bezie­hun­gen zwi­schen den FDM-Funk­tio­nen und den FDM-Rol­len in der FDM-Steue­rungs­ma­trix (sie­he Abb. 13) konkreti­siert. In ihr wird eben­falls auf die FDM-Rol­le stra­te­gi­sche Steue­rung ver­zich­tet, da sie nicht für eine bestimm­te FDM-Funk­ti­on ver­ant­wort­lich ist, son­dern den gesam­ten FDM-Pro­zess orches­triert. Sie trägt die Gesamt­ver­ant­wor­tung für die Bereit­stel­lung der not­wen­di­gen FDM-Ser­vices. Inner­halb die­ser Matrix wer­den kla­re Ver­ant­wor­tungs- und Zustän­dig­keits­be­rei­che defi­niert. Zu die­sem Zweck wer­den vier Bezie­hungs­ty­pen zwi­schen Funk­tio­nen und Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten iden­ti­fi­ziert. Der Bezie­hungs­typ „v“ beschreibt, wel­che FDM-Rol­le für die Bereit­stel­lung von Unterstützungs­maßnahmen zur Umset­zung einer FDM-Funk­ti­on ver­ant­wort­lich ist. Die­se FDM-Rol­le ist gegen­über den ande­ren an der FDM-Funk­ti­on betei­lig­ten Rol­len wei­sungs­be­fugt. Letz­te­re sind bei der Bereit­stel­lung des Diens­tes aktiv unter­stüt­zend invol­viert und mit dem Bezie­hungs­typ „b“ ausge­wiesen. Die­se Exe­ku­tiv­ein­hei­ten sind an der Bereit­stel­lung und Durch­füh­rung der jewei­li­gen Unter­stüt­zungs­maß­nah­men betei­ligt, sind jedoch nicht ver­ant­wort­lich für die Initi­ie­rung und Steu­erung der ent­spre­chen­den Ereig­nis­pro­zess­ket­ten. Die Über­wa­chung ihrer Arbeit erfolgt über die ver­ant­wort­li­che FDM-Rol­le. Die­se Form der Super­vi­si­on ist sinn­voll, um die Effek­ti­vi­tät und damit die Genau­ig­keit und Voll­stän­dig­keit der Durch­füh­rung der ein­zel­nen FDM-Funk­tio­nen zu gewähr­leisten. Der Bezie­hungs­typ „e“ zeigt an, dass eine ande­re FDM-Rol­le in die FDM-Funk­ti­on mit ein­bezogen wer­den kann bzw. unter bestimm­ten Bedin­gun­gen ein­ge­bun­den ist. Der vier­te Beziehungs­typ „x“ steht dafür, dass eine FDM-Rol­le die für sie rele­van­ten Ergeb­nis­se, die aus dem Ablauf einer EPK her­vor­ge­gan­gen sind, erhält.

 Abb. 13: Matrix zu den funktionalen Beziehungen zwischen FDM-Rollen und Funktionen: v = ist verantwortlich, b = aktiv beteiligt, e = mit einbezogen, x = erhält Ergebnisse
Abb. 13: Matrix zu den funk­tio­na­len Bezie­hun­gen zwi­schen FDM-Rol­len und Funk­tio­nen: v = ist ver­ant­wort­lich, b = aktiv betei­ligt, e = mit ein­be­zo­gen, x = erhält Ergebnisse

 

Auch in die­ser Dar­stel­lung wird deut­lich, dass den FDM-Rol­len For­schen­de, FDM-Steue­rungs­ein­heit und Finanz­ma­nage­ment eine beson­de­re Stel­lung zukommt. So sind die For­schen­den stets an allen FDM-Funk­tio­nen aktiv betei­ligt und die Durch­füh­rung des FDM bleibt in ihrem Verantwortungsbereich.

Das Finanz­ma­nage­ment ist bei allen FDM-Funk­tio­nen zu berück­sich­ti­gen; auch wenn dies oft in Ver­gessenheit gerät, so ist die Bereit­stel­lung der not­wen­di­gen Per­so­nal- und Sach­res­sour­cen für jede FDM-Funk­ti­on und die mit ihr asso­zi­ier­ten FDM-Ser­vices stets mit­zu­den­ken. Ins­be­son­de­re ist das Finanz­ma­nage­ment ein­zu­be­zie­hen, wenn kos­ten­ver­ur­sa­chen­de exter­ne Dienstleistungsunter­nehmen beauf­tragt wer­den sollen.

Die FDM-Steue­rungs­ein­heit ist — wie in Abb. 13 dar­ge­stellt — die zen­tra­le Qua­li­täts- und Anforderungs­managementinstanz und erhält über defi­nier­te Infor­ma­ti­ons­ka­nä­le die für sie rele­van­ten Ergeb­nis­se aus den EPK und ist inso­fern in alle FDM-Funk­tio­nen ein­be­zo­gen, als sie über ver­än­der­te Anforde­rungen, die im Rah­men der Erbrin­gung eines FDM-Ser­vices gestellt wer­den, infor­miert wird und ggf. die Wei­ter­ent­wick­lung des ent­spre­chen­den FDM-Ser­vices koor­di­niert. In die­sem Zusammen­hang ist sie bei Pro­zess­stö­run­gen auch für die Dees­ka­la­ti­on ver­ant­wort­lich. Da sie über alle FDM-Pro­zes­se infor­miert ist, wäre es sinn­voll, an die­sem Punkt eine zen­tra­le FDM-Kon­takt­stel­le vorzu­sehen, die die For­schen­den als Sin­gle-Point-of-Cont­act mit den rele­van­ten Infor­ma­tio­nen (allg. FDM-Schu­lun­gen, ‑Work­shops, ‑Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en / ‑Platt­form etc.) ver­sorgt und sie im Sin­ne eines First Level Sup­ports je nach Anlie­gen direkt an den für sie pas­sen­den FDM-Ser­vice wei­terleitet. Durch die­se Zen­tra­li­sie­rung der Infor­ma­ti­ons­be­reit­stel­lung wird der For­de­rung vie­ler For­schen­den nach einem FDM-Ser­vice­an­ge­bot aus einer Hand ent­spro­chen.22)Vgl. Blask / Förs­ter 2018: 12–15. Durch die beschrie­bene Feed­back-Schlei­fe ist es die­ser Ein­heit so leich­ter mög­lich, das bestehen­de Informationsan­gebot fort­lau­fend zu erwei­tern oder anzu­pas­sen. Durch den so initi­ier­ten Lern­pro­zess kön­nen wie­derum EPK ein­zel­ner FDM-Ser­vices ver­kürzt wer­den, weil auf Basis der erwei­ter­ten Informations­grundlage ggf. die For­schen­den selbst die not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen für die Umset­zung der FDM-Funk­ti­on erwor­ben haben. Durch die­sen selbst­ler­nen­den Cha­rak­ter im FDM-Pro­zess kön­nen Schnitt­stel­len zuneh­mend redu­ziert wer­den und füh­ren somit zu einer wei­te­ren Stei­ge­rung der Effek­ti­vi­tät und Effi­zi­enz des FDM-Prozesses.

Die FDM-Rol­le Metho­den­be­ra­tung ist für die pro­jekt­spe­zi­fi­schen Aspek­te des FDM ver­ant­wort­lich, wes­halb sie für die Umset­zung der FDM-Funk­tio­nen Metho­den­aus­wahl, Datensamm­lung, ‑eva­lua­ti­on und ‑anwen­dung sowie Aus­wahl von Publi­ka­ti­ons­or­ga­nen und Daten­ar­chi­ven ver­ant­wort­lich ist. Dies sind die­je­ni­gen FDM-Funk­tio­nen, die direkt mit der disziplin‑, metho­den- oder fach­spe­zi­fi­schen Aus­rich­tung eines For­schungs­pro­jek­tes asso­zi­iert sind und die somit fachspe­zifische Kom­pe­ten­zen erfor­dern. Bei der FDM-Funk­ti­on Daten­ma­nage­ment kann es fall­be­dingt sinn­voll sein, sie einzubeziehen.

Das For­schungs­ma­nage­ment ist v. a. in der Pla­nungs­pha­se für die Erfül­lung der FDM-Funk­tio­nen zur Aus­wahl eines För­der­rah­mens, der zutref­fen­den FDM-Leit­li­ni­en und zur Pla­nung der FDM-Res­­sour­cen ver­ant­wort­lich. Das For­schungs­ma­nage­ment kann auch in die Aus­wahl der Publikations­organe oder der Daten­ar­chi­ve ein­be­zo­gen wer­den, ins­be­son­de­re wenn es um die Erfül­lung von För­de­rer­auf­la­gen geht.

Die Rechts­be­ra­tung ist in der Pla­nungs­pha­se für die Bereit­stel­lung von Infor­ma­tio­nen zur Fest­stel­lung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen ver­ant­wort­lich, sodass es den For­schen­den mög­lich wird, die dar­aus fol­gen­den not­wen­di­gen FDM-Akti­vi­tä­ten zu pla­nen. Im Rah­men der FDM-Funk­ti­on Daten­ma­nage­ment kann es zu Rück­ver­si­che­rungs­zwe­cken sinn­voll sein, die Rechts­be­ra­tung einzubeziehen.

Die Daten­ku­ra­ti­on ist ver­ant­wort­lich für das Daten­ma­nage­ment und in Ver­bin­dung damit auch für die Daten­auf­be­rei­tung zur Publi­ka­ti­on und Archivierung.

Der Soft- und Hard­ware­dienst ist für kei­ne FDM-Funk­ti­on direkt ver­ant­wort­lich, aber an all jenen betei­ligt, bei denen Hard- und Soft­ware­kom­po­nen­ten für die Umset­zung not­wen­dig sind, wes­halb er an den FDM-Funk­tio­nen Daten­samm­lung, ‑manage­ment, ‑eva­lua­ti­on, ‑auf­be­rei­tung und ‑über­ga­be aktiv betei­ligt ist.

Für die Publi­ka­ti­on und Archi­vie­rung der For­schungs­da­ten ist jeweils der Publi­ka­ti­ons- bzw. Archi­vierungsdienst zustän­dig. Er ver­ant­wor­tet die Daten­über­nah­me in sei­ne Infra­struk­tur und ist für die Auf­be­wah­rung und ggf. Bereit­stel­lung der Daten verantwortlich.

Das Ver­trags­ma­nage­ment ist an der Daten­über­ga­be zur Publi­ka­ti­on und Archi­vie­rung betei­ligt, um die ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen, die bei der Über­ga­be ein­ge­gan­gen wer­den, zu prü­fen und ggf. Ver­trä­ge zu schlie­ßen. Weil dies even­tu­ell bereits bei der FDM-Res­sour­cen­pla­nung berück­sich­tigt wer­den muss, kann das Ver­trags­ma­nage­ment in die­se FDM-Funk­ti­on ein­be­zo­gen sein.

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 Ope­ra­tio­na­li­sie­rung meint, dass beim Ein­satz digi­ta­ler Infra­struk­tu­ren zur Umset­zung eines metho­di­schen Ver­fah­rens die Ana­ly­se­schrit­te in logisch auf­ein­an­der­fol­gen­de Arbeits­schrit­te zer­legt wer­den müs­sen, um sie im Prin­zip maschinen­lesbar zu machen. Vgl. Lemai­re 2018: 242–244.
2 Bei Schwi­ckert / Mül­ler / Boden­ben­der u. a. 2011: 17 wird in „Pri­mä­re Akti­vi­tä­ten“ und „Sekun­dä­re Akti­vi­tä­ten“ unter­teilt, wobei die pri­mä­ren „der eigent­li­chen Her­stel­lung von Pro­duk­ten“ die­nen und sekun­dä­re „eine unter­stüt­zen­de Funk­tion zur Leis­tungs­er­stel­lung“ haben. Eine ähn­li­che Auf­tei­lung nimmt auch Por­ter 2014: 67 & Abb. 2–2 vor.
3 „Data liter­acy is the abili­ty to coll­ect, mana­ge, eva­lua­te, and app­ly data, in a cri­ti­cal man­ner.“ Rids­da­le / Rothwell / Smit u. a. 2015: 3.
4 Vgl. Rids­da­le / Rothwell u. a. 2015: 3.
5 Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018.
6 Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 15.
7 Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 16.
8 Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 16–17.
9 Vgl. Heid­rich / Bau­er / Krup­ka 2018: 17.
10 Sie­he Abb. 5 & Abb. 6.
11 Da in der online-Publi­ka­ti­on die Dar­stel­lung grö­ße­rer Abbil­dun­gen sind begrenzt sind, wer­den hier die Abbil­dun­gen 7–9 aus der Publi­ka­ti­on in einer dargestellt
12 Scheer 1998: 52.
13 Vgl. Schwi­ckert / Mül­ler / Boden­ben­der u. a. 2011: 38–40; Scheer 2002: 36; 51.
14 Sie­he hier­zu das Kapi­tel „FDM-Rol­len und ihre Kom­pe­tenz­be­rei­che“.
15 Hart­mann / Jacob / Weiß 2019: 11.
16 Sie­he hier­zu das Kapi­tel „FDM-Rol­len und ihre Kom­pe­tenz­be­rei­che“, in dem die für den jewei­li­gen Teil­pro­zess und die zuge­hö­ri­ge FDM-Rol­le die dafür not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen beschrie­ben sind.
17 Die hier ver­wen­de­te Rei­hen­fol­ge macht kei­ne Aus­sa­ge über die Wer­tig­keit der jewei­li­gen FDM-Rol­le. Meh­re­re sinn­volle Rei­hun­gen sind denkbar.
18 Wie die­se kon­kre­te Aus­ge­stal­tung erfolgt, wird im Abschnitt „IST– / SOLL-Abgleich für das FDM-Ser­vice­port­fo­lio“ erläu­tert.
19 Vgl. Scheer 2002: 36–37.
20 Sie­he hier­zu den Abschnitt „FDM-Rol­len und ihre Kompetenzbereiche“
21 Sie­he hier­zu wei­ter unten in die­sem Abschnitt die Aus­füh­run­gen zu den Bezie­hungs­ty­pen.
22 Vgl. Blask / Förs­ter 2018: 12–15.




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